Sea-Watch 3 in Italien – Gerettete dürfen nicht an Land

Von Berthold Engelke


Joshua von Sea-Watch e.V.  newsletter@sea-watch.org von Freitag, 25.01.2019

Als letztes verbliebenes ziviles Rettungsschiff im zentralen Mittelmeer hat unsere Sea-Watch 3 am 19. Januar 47 Überlebende von einem Boot in Seenot geborgen. Es folgte eine Irrfahrt, weil die EU sich erneut weigerte, die Geretteten an Land gehen zu lassen. Ein aufkommender Sturm mit bis zu sieben Meter hohen Wellen, dem unser Schiff nur schwer hätte standhalten können, zwang unsere Crew jetzt, entgegen der Drohungen der italienischen Regierung Sizilien anzusteuern.

An unserer Seite wissen wir Francesco Italia, den Bürgermeister von Siracusa, und die dortige Zivilgesellschaft. „Wenn Menschen in einer Situation der Unsicherheit und des Kummers, zudem konfrontiert mit schwierigen Wetter- und Seebedingungen, um Hilfe bitten, dann kann man ihnen nicht, wie es [Anm. der stellvertretende Ministerpräsident] Di Maio getan hat, sagen, sie sollen den Bug Richtung Marseille drehen. Damit verwehrt man ihnen die Rechte, die im Völker- und Seerecht verankert sind“, sagte Italia in einer Stellungnahme. Dementsprechend ließ der Bürgermeister als Akt der Solidarität den Hafen der nordsizilianischen Stadt für die Sea-Watch 3 öffnen.

Für Johannes Bayer, meinen Kollegen im Sea-Watch-Vorstand, ist das ein Lichtblick in traurigen Zeiten. „Ein strahlender Tag für die europäische Solidarität, der genau im richtigen Moment kommt, nach einer sehr dunklen Woche: Mindestens 170 Menschen sind auf See verschwunden – unbestätigte Berichte aus Libyen sprechen von vielen mehr. Weitere 250 wurden von der EU-finanzierten, sogenannten Libyschen Küstenwache und zwei Handelsschiffen, im Verstoß gegen die Genfer Flüchtlingskonvention, zurück nach Libyen verschleppt“, sagte er zu Journalist*innen.

Leider ist die schwierige Situation nicht gänzlich ausgestanden. Zwar liegt die Sea-Watch 3 inzwischen von Land gut sichtbar vor dem Hafen von Santa Panagia, nordöstlich von Siracusa. Allerdings verhindert Innenminister Salvini, gegen den dieser Tage juristische Untersuchungen wegen Kidnapping und Bruch der Seerechtskonvention eingeleitet wurden, dass die Geretteten an Land gehen dürfen. Ein unhaltbarer Zustand: Das würdelose Geschacher mit Menschen muss aufhören! Wie in unserer mehr als 36.000-mal unterzeichneten aktuellen Petition gefordert ist es an der Zeit, dass die 47 Überlebenden die Sea-Watch 3 sofort verlassen dürfen. Außerdem ist es die Aufgabe der Europäischen Kommission, dafür zu sorgen, dass in zukünftigen Fällen direkt und ohne Verzögerung ein sicherer Hafen zugewiesen wird!

Für Deinen Support auch im Jahr 2019, das gleich mit zwei sehr nervenaufreibenden Einsätzen begonnen hat, sind wir Dir ausgesprochen dankbar. Bitte unterstütze uns weiter –  ganz egal ob mit einer Einzelspende oder als Fördermitglied. Jeder noch so bescheidene Beitrag zählt!

Mit besten Grüßen im Namen aller Sea-Watch-Aktivist*innen,

Dein Joshua Krüger
Vorstandsmitglied Sea-Watch e.V.